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Ein Semester in Portugal

Alexander Becker studiert im vierten Semester den Master Umweltverfahrenstechnik an der TU Clausthal. Über das Wintersemester hat er drei Monate in Portugal verbracht. In der Hauptstadt Lissabon absolvierte er ein Praktikum am Instituto Superior Tecnico (IST), einer Partneruniversität der TU.

Warum hast du dich für einen akademischen Auslandsaufenthalt entschieden?  

Weil ich mich sehr für andere Kulturen interessiere, wusste ich schon im Bachelorstudium, dass ich gerne einen Auslandsaufenthalt machen möchte. In Clausthal ist interkultureller Austausch ja Alltag – die Stadt ist gelebte Vielfalt. Neben dem Studium habe ich auch mal am Internationalen Zentrum als Sprachcoach gearbeitet. Zu Beginn des Masters wollte ich dann die Chance nutzen, selbst Auslandserfahrung zu sammeln und habe mich über die verschiedenen Wege ins Ausland informiert.

Wie bekommt man einen Praktikumsplatz in Portugal?

Etwa ein Jahr vor Beginn des Praktikums habe ich mich über das IAESTE-Programm (International Association for the Exchange of Students for Technical Experience) auf Praktikumsstellen im Bereich der nachhaltigen Energieerzeugung beworben. Bei der Vorauswahl der Praktikumsstellen konnte ich meine Kompetenzen und Interessen und Wunschorte angeben. Schließlich habe ich für die Stelle in Lissabon den Zuschlag erhalten.

Hast du dich im Vorfeld auf deinen Auslandsaufenthalt vorbereitet?

Besondere sprachliche Vorkenntnisse brauchte ich nicht. Das Praktikum und der gesamte Arbeitsalltag haben auf Englisch stattgefunden und die meisten Kurse am IST werden in englischer Lehrsprache gehalten. Für die kleinen Herausforderungen des Alltags habe ich mir grundlegende Kenntnisse in Portugiesisch angeeignet.

Wo hast du dein Praktikum gemacht und was waren deine Aufgaben?

Ich habe mein Praktikum beim CeFeMa (Center of Physics and Engineering of Advanced Materials) absolviert, einer Einrichtung, die an das IST angegliedert ist. Das CeFeMa untersucht Materialien aus Laboren, meistens Metall-organische Gerüstverbindungen für die Gasspeicherung und die Katalyse, auf ihre Reaktivität und die Eignung zur weiteren Verwendung.  Meine Hauptaufgabe bestand in der Durchführung und Auswertung dieser Untersuchung.
Darüber hinaus war das Ziel des Praktikums die Publikation eines wissenschaftlichen Papers über die Verwendung der untersuchten Metall-organischen Gerüstverbindungen als Elektrokatalysatoren für die Borhydratoxidation. Das Paper befindet sich momentan noch in der Revision des veröffentlichenden Journals.

Würdest du anderen ein Praktikum beim CeFeMa empfehlen?

Unbedingt! Das Arbeitsklima im Team ist familiär und freundlich, etwas, was durchaus Ähnlichkeit mit Clausthal aufweist. Alle Mitarbeitenden von Praktikant:innen zu Professor:innen begegnen sich auf Augenhöhe. Vom ersten Tag an durfte ich praktisch im Labor mitarbeiten und wurde bei herausfordernden Aufgaben immer unterstützt. Auch Eigeninitiative wurde gefördert und begrüßt.

Hast du Kurse an der Universität besucht?

Zur Wissensvertiefung haben alle Praktikant:innen und Doktorand:innen aus dem Team verschiedene Vorlesungen besucht. Unter anderem gab es Veranstaltungen im Bereich Erzeugung und Lagerung erneuerbarer Energien, mit starkem Schwerpunkt auf Wasserstoff und Brennstoffzellen. 

Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen deinem Studium an der TU Clausthal und dem Aufenthalt am IST?

Gemeinsam ist beiden Hochschulen sicherlich das enge Betreuungsverhältnis und der gute Kontakt zu den Dozierenden. Das IST ist aber größer als die TU und auch das studentische Leben ist aktiver. Mit Cafés auf dem Campus, Konzerten und Ausflügen werden viele Freizeitaktivitäten angeboten.

Wo hast du während deines Aufenthaltes gewohnt?

Ich hatte ein Zimmer in einer 12-Personen-WG im universitätsnahen Stadtteil Saldanha. Zur Arbeit waren es zehn Minuten zu Fuß und drum-herum gab es viele Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. Das WG-Leben war sehr aktiv und freundschaftlich. Es wurde häufiger zusammen gekocht, in der Wohnküche Filme und Serien geschaut und wir haben gemeinsam etwas unternommen.

Was hast du in deiner Freizeit gemacht?

Lissabon hat ein umfangreiches Studentenleben mit vielen Angeboten wie Clubabende, Walking Touren oder Ausflüge. Die Erasmusstudierenden sind untereinander eng vernetzt, sodass man viel gemeinsam unternimmt. Ich war häufiger Fußball spielen und auch mal im Nachtleben unterwegs. Natürlich habe ich auch auf eigene Faust die Stadt und andere Landesteile erkundet, unter anderem habe ich Porto und Madeira besucht. Mein Freizeittipp für jeden, der das Meer und den Strand liebt, ist die Costa da Caparica, ein wunderschöner Sandstrand im Süden der Stadt, an dem man von Sonnenbaden bis Wassersport viel erleben kann.

Ist die von der Zeit in Lissabon etwas besonders im Gedächtnis geblieben?

Das allgemeine Lebensgefühl, die kulturelle Geschichte der Stadt und die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Ich habe einmal in der Woche in einem Café zu Mittag gegessen, das von einem älteren Ehepaar geführt wurde. Der Mann schaute immer grimmig daher und die Frau hat immer gestrahlt, beide sprachen nur Portugiesisch und Französisch. Wir haben uns mit grundlegendem Portugiesisch und interpretativer Gestik verständigt und uns gut verstanden.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich bin noch mit einigen Arbeitskollegen in Kontakt und wir planen weitere gemeinsame Publikationen. Aber erstmal werde ich den Master abschließen und dann schauen, was die Zukunft bereithält.

3 Tipps für Studierende, die nach Lissabon kommen:

  • Probiert nationale und lokale Gerichte aus und lernt, wie man Pasteis de Nata selbst macht.
  • Schaut euch auf jeden Fall den Sonnenuntergang vom südlichen Tejo Ufer aus an, es gibt dort tolle Aussichtspunkte und Wiesen.
  • Streift auch außerhalb eures Zielortes umher, unabhängig davon, wo es hingeht. Es gibt immer viel Interessantes und Sehenswertes zu entdecken.