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Ein Semester in Serbien

Tom Todtenhaupt studiert Maschinenbau an der TU Clausthal und schreibt gerade seine Masterarbeit. Im Wintersemester 2019/20 zog es ihn nach Novi Sad, die in Serbien die zweitgrößte Stadt nach Belgrad ist. Das Land grenzt unter anderem an Ungarn, Rumänien und Kroatien und hat rund sieben Millionen Einwohner. Tom besuchte während seines Semesters die University of Novi Sad.

Wie bist du darauf gekommen in Serbien zu studieren?  

Ich war vorher schon mal in Novi Sad, und da hat mir die Stadt sehr gut gefallen. Novi Sad zählt zwar als Großstadt, ist aber dennoch nicht zu groß. Ich kannte durch meinen Besuch schon einige Leute dort und bin dann darauf gekommen, ein Semester in Serbien zu studieren. Deswegen bin ich ins Internationale Zentrum Clausthal gegangen und habe dort mit Frau Sekler, die Erasmus-Beraterin ist, gesprochen. Das Ganze war nicht so einfach: Ein Auslandssemester in Novi Sad ist ein sehr spezieller Wunsch, und die University of Novi Sad ist keine Partneruniversität der TU Clausthal. Bei so einem Fall gibt es dann zwei Möglichkeiten. Entweder alles selbst organisieren und die Studiengebühren komplett bezahlen oder einen Partnerschaftsvertrag verhandeln. Und das hat Frau Sekler für mich gemacht. Es wurde ein Vertrag für mich abgeschlossen und damit konnte ich dann im Rahmen des Erasmus-Programms nach Novi Sad. Da habe ich dann finanzielle Unterstützung bekommen und musste auch die Semestergebühren nicht bezahlen, die ja schon einige tausend Euro betragen. 

Wie war die Wohnungssituation vor Ort?

In den ersten Wochen habe ich bei Bekannten übernachtet, die mir auch geholfen haben, eine Wohnung zu finden. Sie konnten Serbisch und haben dann für mich vermittelt, da die älteren Generationen dort kaum Englisch sprechen. Einen Wohnheimplatz habe ich leider nicht bekommen, da die sehr beliebt sind und kaum für nur ein Semester vergeben werden. Ich habe dann schließlich eine Wohnung gefunden, in der ich mit zwei Serben und einem Italiener gewohnt habe. Da habe ich dann 150 Euro im Monat bezahlt, was für uns sehr wenig klingt, für die Serben allerdings sehr viel Geld ist. Dafür wohnte ich in guter Lage und brauchte nur fünf Minuten in die Innenstadt. Der Vermieter wohnte mit im Haus und hat sich um alles gekümmert.

Wie liefen die Kurse ab?

Die waren auf Serbisch und das war mir im Vorhinein leider nicht ganz so klar. Das liegt daran, dass Maschinenbau im Master dort ein sehr kleiner Studiengang ist und es deshalb keinen Extra-Kurs in Englisch gibt. Der Vorteil der Kurse, die ich gewählt habe, war, dass diese sehr mathematisch waren und ich deswegen dem Unterricht ganz gut folgen konnte. Ich saß in dem Kurs mit einem weiteren Erasmusstudenten. Der Professor kam auch einige Male auf uns zu und hat uns auf Englisch erklärt, was er da macht. Fragen konnten wir natürlich auch stellen. Es waren kleine Klassen, da war es nicht so unangenehm, dass hin und wieder der Unterricht kurz unterbrochen wurde. Wir hatten in den serbischen Kursen auch keine Anwesenheitspflicht, sind aber trotzdem immer hingegangen.

Außerdem habe ich einige Grundlagen der serbischen Sprache gelernt. Ich war überrascht, wie viele Erasmusstudenten es gab, die schon mit Serbisch-Kenntnissen in das Auslandssemester gestartet sind. Schließlich ist das keine besonders verbreitete Sprache.

Was hast du in deiner Freizeit gemacht?

Ich habe viel mit meinen Mitbewohnern in der Stadt gemacht. Über Erasmus gab es viele Veranstaltungen wie Pub Crawls, International Dinner, Schnitzeljagd und Ausflüge. Da sind wir zum Beispiel nach Belgrad gefahren oder waren im Nationalpark wandern. In Novi Sad gibt es auch eine Partystraße mit vielen Bars. Novi Sad ist zwar nicht so groß, aber du kannst da eigentlich alles machen, was du willst. Ich bin auf dem Dorf groß geworden und dann direkt nach Clausthal zum Studieren. Für mich war das Stadtleben mal eine sehr gute Erfahrung, weil ich das vorher nicht so kannte.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Das ist noch nicht so ganz klar. Ich bin seit Ende 2014 in Clausthal und will jetzt gerne mal woanders hin. Da hat die Reise nach Serbien die Lust nach einem anderen Ort geweckt. Mich wird es vermutlich nach Süddeutschland in die Industrie verschlagen. Deswegen studiere ich allgemeinen Maschinenbau, um auch einfach mehr Möglichkeiten zu haben. Aber nach der Masterarbeit werde ich erst mal etwas entspannen und Urlaub machen.

Und die letzte Frage: Was möchtest du Studierenden sagen, die auch überlegen, ein Auslandssemester zu machen?

Ich würde ein Auslandssemester immer empfehlen. Ich hatte zwar viele Bedenken, ob es sich lohnt und ob ich das wirklich machen soll, zumal ich nur drei Fächer anrechnen lassen konnte. Aber was man vor Ort lernt und erlebt, wiegt das alles wieder auf. Man trifft auf Gleichgesinnte und findet schnell Anschluss, schon allein durch das Erasmusnetzwerk. Ich habe immer noch Kontakt zu einigen meiner Bekanntschaften aus Serbien. Und ein weiterer Pluspunkt: Viele Unternehmen suchen Leute, die schon Erfahrung im Ausland sammeln konnten. Also macht sich ein Auslandssemester auch später gut auf deinem Lebenslauf.  

Das serbische Kunstmuseum "Galerija Matice Srpske". Foto: privat